- Wortherkunft
Das Wort Jurte (yurt, yourte, yurta) ist dem Türkischen entlehnt und bedeutet:
Lagerplatz, Land, Wohnort oder die bekannteste Übersetzung: Heimat
Neuzeit
1928 entdeckte Eberhard Koebel (tusk), gründer der "deutschen autonomen jungenschaft" (dj.1.11). aus der bündischen Jugend, die Idee der Kohte von den Lappen neu und entwickelte sie weiter.
Die nomadischen Lappen benutzten anstelle der Jurte eine alte Form der Kohte. Er gilt als Begründer der modernen Jurte und erfand außerdem noch die Jungenschaftsjacke.
Koebel entwickelte die Kombinationsmöglichkeit und die modulare Aufbauweise von der modernen Kohte und Jurte. Während der Nazi-Herrschaft, 1934 bis 1945, waren Kohte und Jurte verboten.
Sie galten als Ausdruck der Lebensweise und Geisteshaltung der Bündischen, deren Individualismus und Streben nach Selbstbestimmtheit der nationalsozialistischen Gleichschaltung der Jugend zuwider lief. Selbst der Besitz eines Schwarzzeltes war strafbar.
Ab 1946 entdeckten die Pfadfinder die neue Jurte und die neue Kohte für ihre Zwecke und benutzten sie seitdem immer häufiger. Die Pfadfinder gelten mittlerweile als Hauptnutzer der modernen Jurte.
Die Kohte
Die Kohte stammen aus Lappland und ihr Ursprung ist wahrscheinlich in der Nomadenkultur der nördlichen Indianer zu suchen. Darauf deutet die Größe hin aber auch die steile Seitenwandneigung. Das ursprüngliche Zeltmaterial war sehr wahrscheinlich Leder oder Fell, was typisch für nomadisierende Jäger ist.
Wie die Kohte nach Deutschland kam...
Tusk (Eberhard Koebel) brachte die Kohte nach Deutschland. Er war Wandervogel, stieß dann zum Bund der Wandervögel und Pfadfinder, wurde in der Freischar aktiv, flog dort raus, gründete die Deutsche Jungenschaft und trat mit ihr in den Deutschen Pfadfinderbund ein, musste bald aber auch hier ausscheiden. 1927 und 1929 unternahm er Lappland-Fahrten, wobei er auch die Lappenkohte kennenlernte.
Tusk beschreibt seine erste Begegnung (1926) mit der Urform unserer heutigen Kohte: "Wir kamen an eine Kohte. Sie stand zwischen Birken verborgen. Ihr Laub reichte fast bis zur Erde. Ich betrachtete die Kohte, wie man seine Wohnung beschaut. Zuerst von außen, dann traten wir ein, gaben einer uralten Greisin die Hand und einer jungen Frau. Die Lappen grüßten "Puörist", und ich tat es zaghaft auch. Wir setzten uns auf die linke Seite, die denen zusteht, die nicht zur Familie gehören. Ich hatte ja früher schon Lappen gesehen. Ich war schon schönen Mädchen begegnet und mehrmals in Erdkohten am rauchigen Feuer gesessen. Aber was ich hier sah, war mir doch neu. Ein Zelttuch, das von einer Stangenkonstruktion gespannt ist. Denkbar praktisch zum Transport! In der Mitte war ein Feuerplatz und darüber im Zeltdach ein Loch, zu dem Sonnenschein und Nordlicht Einlass haben. Ich versank in die Betrachtung der Dinge um mich her."
aus: tusk - Gesammelte Schriften und Dichtungen, Verlag der Jugendbewegung, 1998
Während der NS-Zeit waren diese Zelte in Deutschland als Ausdruck einer anderen Lebensweise verboten und selbst der Besitz strafbar.
Frühgeschichte
Die Jurte hat schon eine mehr als zweitausendjährige Geschichte hinter sich. Sie wurde früh von den asiatischen Nomaden benutzt, und passte in ihrer Ursprungsform ohne weiteres auf zwei Kamele. Besonders die Mongolen benutzen die Jurte als zentralen Ort, was gesicherte Aufzeichnungen aus dem 6. Jh. n. Chr. belegen. Aber auch in Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan benutzten die herumreisenden Völker die Jurte als Schlaf- und Aufenthaltszelt.
Die mongolische Jurte, wie die klassische Jurte heute aufgrund ihrer starken Verbreitung innerhalb der mongolischen Nomaden genannt wird, besteht aus einem stabilen Holzgrundgerüst und einer Außenhaut, der mongolischen Tradition entsprechend aus Filz. Die modulare Aufbauweise durch Dach und Seitenteile benötigte man damals nicht. Den Filz gewannen die Mongolen meist aus eigener Herstellung. Durch die besondere Dichte der Fasern des Filzes wurde es in der beheizten Jurte nie kalt oder nass. Der Filz ist noch winddichter als moderner Jurtenstoff, gleichzeitig aber auch schwerer. Einer der bekanntesten Jurtenbenutzer war wohl Dschingis Kahn.
Auch heute noch ist die mongolische Jurte von Tradition geprägt. So ist jeder Platz in der Jurte genau einer Aufgabe und einem Benutzer zugeteilt. Der Herr der Jurte sitzt z.B. meistens gegenüber des Eingangs, um den größtmöglichen Überblick zu haben. Wird einem Fremden ein Platz an seiner Seite angeboten, so ist das als Ehrenzuweisung zu verstehen.
Innerhalb der Jurte wurde früher ein offenes Feuer als Wärmequelle und zum Kochen benutzt. Heutzutage ist diese allerdings einem Ofen mit Kaminrohr gewichen.
Neben den im Land verteilt lebenden, noch immer nomadischen Mongolen gibt es auch verstädterte Mongolen, die in Vorstädten immernoch in Jurten hausen. So entstehen mit Hintergrund von Wolkenkratzer und Großwohnblocks idyllisch anmutende Zeltstädte.